Jeder Augenblick ist ein Neujahr, jeder Atemzug ein Neuanfang

Life is a ski run. Enjoy your ride!
In der Natur können wir beobachten, dass alles im stetigen Wandel ist. Die Kräfte des Lebens bewegen sich in natürlichen Zyklen zwischen Sommer und Winter, Tag und Nacht, Berg und Tal, Licht und Schatten. Eine stetige Balance zwischen Ruhe und Kraft Auch wir Menschen brauchen die Balance, damit wir in den Höhen und Tiefen des Lebens mitschwingen und unseren eigenen Rhythmus finden können.

Ich hatte das Glück, das neue Jahr im Schnee einläuten zu dürfen. Sind Sie schon einmal eine Skipiste hinuntergefahren? Wenn nicht, stellen Sie es sich einfach vor. Auch auf der Piste geht es um Höhen und Tiefen, um kurze und längere Schwünge und um den richtigen Rhythmus, mit dem man seine Schwünge dem Hang und vor allem dem individuellen Können anpasst.

Sie ahnen, worauf ich hinaus will? Eine Skipiste ist wie das Leben. Irgendwie leben wir es, und am Ende kommen wir alle an. Irgendwie, besser oder schlechter, mit ausgereifter Technik oder gutem Willen. Und wenn’s gar nicht anders geht, fährt auch immer noch eine Gondel zurück ins Tal. Wie heißt es so schön: „Runter kommen sie alle.“

Seit Jahren gerate ich im Skilift regelmäßig ins Philosophieren. Kennen Sie das? Wenn nicht, haben Sie vielleicht Lust, mit mir zusammen für eine kleine Abfahrt auf die philosophische Piste zu gehen. Ganz ungefährlich, auch für Anfänger geeignet und garantiert schneesicher. Kommen Sie einfach mit!

Wie im Leben wechselt man auch auf der Piste zwischen unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden: von der breiten blauen Piste mit ihrem leichten Gefälle über die rote Piste mit bis zu 40% Gefälle und einem mittleren Schwierigkeitsgrad bis zur schwarzen Piste, die mit ihren steilen Hängen und buckeligen Abschnitten eine ausgereifte Fahrtechnik erfordert und den Adrenalinpegel steigen lässt.

Beim Ski wie im echten Leben gibt es verschiedene Faktoren, die zusammenspielen und das Gelingen der Abfahrt beeinflussen.

Im Außen sind es die Wetterverhältnisse und der Zustand der Pisten. Außerdem braucht man eine gute Ausrüstung, funktionsfähige Kleidung, die warm und trocken hält, gut sitzende Schuhe und natürlich die Bretter darunter, die dem individuellen Fahrniveau angepasst sind.

Und auch der Skifahrer selbst sollte für eine gute Abfahrt neben Können und guter Fahrtechnik noch einige weitere Eigenschaften mitbringen, die ihm die sichere Rückkehr erleichtern.

Zuversicht und Selbstvertrauen sind der beste Antriebsmotor. Angst und Zweifel an den eigenen Fähigkeiten können zwar schützen, sind aber nur dann hilfreich, wenn Anforderung und Können nicht im Einklang stehen, wenn also die Piste für die eigene Fahrkunst zu anspruchsvoll ist. Ein gutes Einschätzungsvermögen mit dem Blick für mögliche Risiken und dem Wissen, wie weit das eigene Können reicht, sind die Grundlage für eine sichere Abfahrt. Darüber hinaus gilt: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Also Augen auf und los!

Ist man erstmal auf der Piste, braucht es wie auch im Straßenverkehr eine ständige Präsenz. Bewusstsein und volle Konzentration sind oberstes Gebot. Da jederzeit eine Gefahr auftauchen kann, sind vorausschauendes Fahren, Umsicht, Rücksicht und ein guter Überblick von entscheidender Bedeutung, um nicht sich oder andere Fahrer in Gefahr zu bringen.

Merken Sie was? So funktioniert es auch im Leben: Immer wieder sehen wir uns Situationen ausgesetzt, die uns vor Herausforderungen stellen und unsere ungeteilte Aufmerksamkeit erfordern. Bringen wir das Zeug dazu mit, diese selbst zu lösen? Dann sollten wir uns trauen und die Sache anpacken. Oder brauchen wir Unterstützung? Es ist an uns, dies richtig einzuschätzen und die passenden Konsequenzen zu ziehen.

Sind wir dann erst einmal unterwegs, tritt mit etwas Glück der Flow ein. Die Piste ist super, der Schnee frisch und gut befahrbar, der Himmel blau und die Sicht gut. Das perfekte Skierlebnis – oder auf’s Leben projiziert: Läuft!

Nur ist das leider nicht immer so, weder im Leben noch auf der Piste. Oft genug ist der Himmel nicht blau, die Sicht durch Nebel eingeschränkt, der Schnee matschig oder vereist, die Piste nicht so weiß, wie man sie sich wünscht, sondern schon leicht bräunlich, stellenweise mit kleinen Steinbrocken übersät und es gibt ganze Flächen, wo schon der felsige Untergrund sichtbar wird. Das Fahren macht nur bedingt Spaß. Im Gegenteil, alles wird mühsam und anstrengend, das Unfallrisiko steigt und man muss seine ungeteilte Aufmerksamkeit der sicheren Abfahrt widmen.

Also? Auch hier wieder alles wie im echten Leben! Auch das Leben ist nunmal bekanntlich kein Wunschkonzert. Wir alle müssen uns damit abfinden, dass es nicht immer so läuft wie es soll. Und mal ehrlich, wann ist schonmal alles hundertprozentig so, wie wir es gern hätten? Zu kalt, zu warm, zu sonnig, wolkig, sulzig, harsch, ... Irgendwas ist eigentlich immer, worüber sich mäkeln ließe. Umkehrschluss: Ist es nicht vielmehr so, dass ein paar Widrigkeiten der Normalfall sind?! Die ganz normale Herausforderung, der wir uns auf der Piste wie im Leben stellen müssen, um die Abfahrt sportlich zu bewältigen und heil anzukommen?

Zwei Zauberworte gibt es dafür, wie man in diesem Fall trotzdem gut zurück ins Tal kommt: mit Flexibilität und Durchhaltewillen.

Auf der Piste lernt man, schwierige Passagen mit Hilfe des Kanteneinsatzes zu kontrollieren. Auf diese Weise wird der Ski besser manövrierbar, der Skifahrer gibt dem Ski die Strecke vor - nicht umgekehrt.

Aufs Leben übertragen: Wer sein Leben in die Hand nimmt und ihm aktiv eine Richtung gibt, hat die Freiheit, zu gestalten, zu agieren anstatt nur aus der Defensive heraus zu reagieren. Dazu braucht es natürlich eine gewisse Vorausschau und einen groben Plan, ein Verständnis der Situation und ein Bewusstsein der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Dies vorausgesetzt, liegt die freie Entscheidung, welche Piste die richtige ist und wie und mit wem wir sie fahren wollen, bei uns.

Fühle ich mich in Topform? Suche ich den Adrenalinkick? Oder möchte ich einfach nur gemütlich hinunterfahren und dabei das Panorama genießen? In der Gruppe, mit vielen oder wenigen oder vielleicht allein?

Ja, und manchmal ist auch der Kampf gegen den inneren Schweinehund angesagt. Wenn Schneetreiben auf der Piste uns die Abfahrt schwer macht, wenn wir frieren, Schmerzen haben oder vor Erschöpfung nicht mehr können. Dann heißt es einfach nur Zähne zusammenbeißen, das Ziel vor Augen, und nur nicht aufgeben, bevor nicht das Ziel erreicht ist – das Tal, die letzte Gondel oder der Skibus, der uns zurück zur warmen Unterkunft bringt.

Umso größer dann die Erleichterung, wenn man es geschafft hat, Herausforderungen und Durststrecken zu meistern! Und der Genuss, wieder in der Wärme – oder im ruhigen Lebensfluss – angekommen zu sein. Nicht zuletzt muss es auch nicht immer die Piste sein. Zwischendurch kann auch eine kleine Schneeballschlacht viel Spaß machen. Das Lachen sollte niemals zu kurz kommen, auf der Piste ebensowenig wie im echten Leben.

Coaching-Impuls

Wie die Skipiste lassen sich auch der Waldweg oder die Laufstrecke und noch vieles andere als Parallele zum Leben interpretieren. Haben Sie es schon einmal ausprobiert? Egal wo Sie unterwegs sind, ob im Wald, in der Stadt, am Wasser... Vielleicht haben Sie auch Lust, sich ein paar Gedanken darüber zu machen, welche Parallelen und Übertragbarkeiten Sie finden können. Welche Hindernisse und Widrigkeiten Ihnen mitunter begegnen – wie Sie diese aufnehmen und wie Sie damit umgehen, um sie zu bewältigen.

Jeder Augenblick ist ein Neujahr, jeder Atemzug ein Neuanfang.

In diesem Sinne wünsche ich Euch und Ihnen allen ein dynamisches 2023!