CLP Interviewreihe: Prof. Dr. Renate Dendorfer-Ditges
Wie können Juristen von einer Coachingausbildung profitieren?
Und wo genau kommt (Legal) Coaching in der juristischen Praxis zum Einsatz?
Prof. Dr. Renate Dendorfer-Ditges, Rechtsanwältin, zertifizierte Mediatorin sowie Legal Coach berichtet darüber im Interview bei CLP.
Prof. Dr. Renate Dendorfer-Ditges ist dreifache Fachanwältin, nämlich für Arbeitsrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht sowie Internationales Wirtschaftsrecht. Sie hält außerdem einen LL.M. (Illinois) und einen MBA (Maastricht). Als zertifizierte Mediatorin ist sie außerdem Mediator of the Global Mediation Panel at the Office of the Ombudsman for UN Funds and Programmes und ist Lehrbeauftragte und Professorin em. DHBW- Duale Hochschule Baden-Württemberg, Ravensburg und Hohorarprofessorin der EBS - Universität für Wirtschaft und REcht, Wiesbaden. SIe lebt und arbeitet u.a. in Bonn und München.
1. Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum? Was hat Sie daran besonders fasziniert?
Einen konkreten Zeitpunkt für meine erstmalige Beschäftigung mit Coaching kann ich nicht festmachen. An den Fortbildungen zu Wirtschaftsmediation, die ich in den vergangenen Jahren geleitet habe, waren immer wieder Teilnehmer mit Coaching-Erfahrung vertreten. Ein Diskussionsthema war dann stets die Abgrenzung von Coaching zur Mediation.
Dies war für mich ein Anlass, mich konkreter mit Coaching zu beschäftigen. Die von der CLP Academy angebotene Fortbildung zum Legal Coach kam zudem meinem Interesse entgegen, Coaching mit meiner Anwaltstätigkeit zu verbinden.
2. Worauf haben Sie persönlich beim Erlernen von Coaching besonders geachtet?
Da ich seit vielen Jahren als Mediatorin tätig bin, musste ich besonders auf die Abgrenzung der Coaching-Techniken zu denjenigen der Mediation achten. Beispielsweise bedurfte die in der Mediation zentrale Technik des aktiven Zuhörens und auch der lösungsorientierten Gesprächsführung für meine Durchführung von Coaching einer entsprechenden Korrektur.
3. Was hat sich für Sie nach Ihrer Coachingausbildung in Ihrer juristischen Tätigkeit verändert? Welche Reaktionen haben Sie von Kollegen, Mitarbeitern und Klienten erhalten?
Ich konnte während und nach der Coachingausbildung mandatsbezogene Coaching-Sitzungen durchführen. Dabei habe ich festgestellt, dass der Erfolg einer Coaching-Sitzung insbesondere von der Bereitschaft des Coachees abhängt, sich auf das Coaching einzulassen. Wenn diese Bereitschaft vorhanden war, so stellten die mandatsbezogenen Coaching-Sitzungen eine Bereicherung sowohl für die weitere Beratung, als auch für die Mandanten dar. War jedoch die Bereitschaft (noch) nicht vorhanden, sondern die Erwartung mehr in Richtung einer Beratung, so war auch der Nutzen des Coachings eher gering. Dennoch war auch in diesen Situationen die Rückmeldung der Mandanten grundsätzlich positiv.
Für meine Tätigkeit stellt die Qualifizierung als Legal Coach eine zusätzliche Serviceleistung für unsere Mandanten dar. Diese Zusatzleistung wird von meinen Anwaltskollegen auch bei passender Mandatssituation als Möglichkeit angeboten.
In meiner juristischen Tätigkeit hat sich durch die Coachingausbildung bislang nichts verändert. Eine interessengeleitete Gesprächs- und Mandatsführung war bereits vor der Coachingausbildung Bestandteil meiner Beratungsleistung.
4. Wozu setzen Sie Coaching heute in Ihrer beruflichen Situation ein?
Ich setze Legal Coaching im Rahmen der Mandatsbearbeitung dann ein, wenn es sich in dem jeweiligen Mandat als sinnvoll anbietet.
5. Wie hoch schätzen Sie insgesamt die Relevanz von Coaching oder Coachingausbildungen für Juristen ein? Wie nehmen Sie die Entwicklungstendenzen wahr?
Zu Entwicklungstendenzen kann ich belastbar keine Aussage treffen. Die Zusatzleistung von Coaching kann im anwaltlichen Beratungsmandat eine sinnvolle Ergänzung sein. Die Anwendung der in der Coachingausbildung vermittelten Techniken können die Mandats- und Gesprächsführung konstruktiv und interessengerecht beeinflussen und damit zu einer höheren Qualität der anwaltlichen Beratung beitragen.
Ihr persönliches Fazit:
Ich habe die Ausbildung zum Legal Coach als eine herausfordernde Bereicherung empfunden, sowohl für meine anwaltliche Beratungstätigkeit als auch für meine Tätigkeit als Mediatorin. Mehr verbunden bleibe ich jedoch der Vorgehensweise und den Techniken der Mediation. Dennoch werde ich Legal Coaching dann einsetzen, wenn es mir in einem Mandat für angemessen und sinnvoll erscheint.
Vielen herzlichen Dank.
Freuen Sie sich auf weitere (Legal) Coaches und lassen Sie sich inspirieren!
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