CLP Interviewreihe: Legal Coaches

Wie können Juristen von einer Coachingausbildung profitieren?
Und wo genau kommt (Legal) Coaching in der juristischen Praxis zum Einsatz?
Amila Strik, Unternehmensjuristin bei Regnology und (Legal) Coach im Interview bei CLP.

Amila Strik, Unternehmensjuristin bei Regnology in Wien und (Legal) Coach im Interview bei CLP.

Wie können Juristen von einer Coachingausbildung profitieren?
Und wo genau kommt (Legal) Coaching in der juristischen Praxis zum Einsatz?

Als Unternehmensjuristin bei einem international führenden Anbieter für innovative technologische Lösungen im Bereich Regulatory und Supervisory Technology für Finanzunternehmen kann ich die immensen technischen Möglichkeiten diverser Tools (auch) im rechtlichen Bereich hautnah erleben. Gleichzeitig kann ich erkennen, welchen Wert eine ganzheitliche rechtliche Beratung, die auf individuelle Bedürfnisse der Beteiligten und Schaffung von Mehrwert für das Unternehmen ausgerichtet ist, ausmacht.

Bei meiner Arbeit schöpfe ich aus meinen vom Rollen- und Perspektivenwechsel in unterschiedlichen juristischen Berufen geprägten Erfahrungen und meiner Spezialisierung auf IT, Vertrags- und Bankrecht und künstliche Intelligenz und ethische Fragen der künstlichen Intelligenz.  Zusätzlich prägt und inspiriert mich jede (auch private) Facette meines Lebens (z.B. Mutter eines Jungen und eines Mädchens zu sein, Legal Coach zu sein und die Gelegenheit mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen zu leben und zu arbeiten).

1.Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum? Was hat Sie am Coaching besonders fasziniert?

Die zunehmende Digitalisierung und die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz erhöhen die Komplexität rechtlicher Fragestellungen. Gleichzeitig wird auch viel um die Zukunft der juristischen Berufe diskutiert und um die Frage ob bzw. welche Aufgaben sie in Zukunft übernehmen, denn diverse Tools können Teilaspekte unserer Arbeit bereits jetzt gut erledigen. Wie in jedem Beruf, kommt es auch bei den Jurist:innen mit zunehmender Erfahrung zu einem Reifeprozess und einem noch höheren Anspruch an die eigene Arbeit. Man begreift, dass rechtliche Themenstellungen öfters viel vielschichtiger und tiefer sind, als sie auf den ersten Blick erscheinen mögen. Gleichzeit zeigen einem auch die bereits gesammelten Erfahrungen, dass es für den erfolgreichen Ausgang rechtlicher Fragestellungen neben ausgezeichneten fachlichen Kenntnissen auch anderer Dinge bedarf. Auf der Suche nach Antworten auf die Fragen, welche Verbindung zwischen Recht und Technik besteht und welche Verantwortung und Rolle wir als Menschen mit zunehmender Verbreitung künstliche Intelligenz im Recht haben, kam ich zum Legal Coaching. Dabei fasziniert es mich, dass im Zentrum immer die Menschen und die Frage nach Bedürfnissen der Beteiligten stehen, die man mit Hilfe von Legal Coaching gut in den Fokus rücken kann.

2. Worauf haben Sie persönlich bei der Entscheidung zum Erlernen von Coaching besonders geachtet?

Wichtig war mir die ausgezeichnete Qualität und die internationale Ausrichtung der Ausbildung. Ganz entscheidend war für mich auch die Tatsache, dass die Ausbildnerin sowohl den juristischen als auch den Hut eines Coaches erfolgreich aufsetzen konnte, die Herausforderungen beider Tätigkeitsfelder kannte und in beiden aus einer beeindruckenden, mehrjährigen Erfahrung schöpfen konnte.

3. Worauf achten Sie nach Ihrer Coachingausbildung in Ihrer juristischen Tätigkeit?

Jurist:innen sind vielleicht nicht primär dafür ausgebildet, es ist aber für die sehr nützlich, wenn sie auch über die Tools und Lebenserfahrung verfügen, andere Perspektiven rechtlicher Themenstellungen zu berücksichtigen und diesen eine, den individuellen Umständen des Falles, angemessene Bedeutung zuzumessen. Dazu gehört zweifellos die Fähigkeit Dinge immer wieder aus

unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und den ganzheitlichen Aspekt der Rechtsfragen zu berücksichtigen. Denn letztlich geht es auch darum, dass sich die rechtliche Lösung für die Beteiligten gut in das Leben integrieren lässt und zu einem tragbaren Ergebnis führt. Dieser Fokus auf die Begleitung bei rechtlichen Themenstellungen und eine Lösung, die für die Beteiligten passt und sich richtig anfühlt, ist das, was auch in den Zeiten künstlicher Intelligenz einen unersetzlichen Wert hat.

4. Wozu setzen Sie Coaching heute in Ihrer beruflichen Situation ein?

Das Coaching hilft dabei den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken. Es ergänzt die Rechtsberatung und ermöglicht es zusätzliche Perspektiven zu berücksichtigen. In Zeiten der künstlichen Intelligenz stelle ich mir täglich die Frage, welche Aspekte der Rechtsfragen relevant sind, was für die Beteiligten (auch menschlich) den Unterschied ausmacht und einen Mehrwert schafft.

5.  Wie hoch schätzen Sie insgesamt die Relevanz von Coaching oder Coachingausbildungen für Juristen ein? Wie nehmen Sie die Entwicklungstendenzen wahr?

Sehr hoch. Daher bin ich in Kooperation mit CLP bestrebt eine Reihe von Seminaren für Unternehmensjuristinnen anzubieten, die diesen gewisse (für den juristischen Alltag wichtige Themen) noch näher bringen und diesen ermöglichen sich mit diesen zu befassen.

Ihr persönliches Fazit:

Im Zentrum der Rechtsberatung liegt immer das Verständnis, worum es dem anderen gehen mag. Das Miteinbeziehen und das ganzheitliche Bild auf den Menschen ist das, was den Unterschied in der Rechtsberatung ausmacht.

Ich bin stolz nun auch  mit Coaching-Perspektiven Juristinnen und Rechtsabteilung unterstützen zu können Klarheit, um die eigene Rolle zu gewinnen und ihnen dabei zu helfen, die Herausforderung des von Komplexität, Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und hohen Erwartungen geprägten juristischen Alltags zu bewältigen und reflektierter zu werden.

Vielen herzlichen Dank.

Freuen Sie sich auf weitere (Legal) Coaches und lassen Sie sich inspirieren!

Mehr zu Amila Strik finden Sie hier:

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