CLP Interviewreihe: Alexander Höcht

Wie verändert eine Coachingausbildung die juristische Beratung?
Und wo kann (Legal)Coaching im Unternehmen eingesetzt werden?
Alexander Höcht, Syndikusrechtsanwalt, Wirtschaftsmediator und Coach im Interview bei CLP.

Herr Alexander Höcht ist derzeit als Senior Legal Counsel (Syndikusrechtsanwalt) in der Arbeitsrechtabteilung (Employment Law) bei Fujitsu (internationales IT Unternehmen) tätig. Bei Fujitsu ist er auch Mitglied des Fujitsu internen Coaching Pools. Herr Höcht ist seit 1998 als Rechtsanwalt zugelassen. Den Fachanwaltstitel für Arbeitsrecht erwarb er im Jahr 2014. Nach einer Tätigkeit als selbständiger Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei war Herr Höcht zunächst Syndikusanwalt und dann Geschäftsführer und Mitglied der Tarifgemeinschaft eines Arbeitgeberverbandes. Vor seinem Eintritt bei Fujitsu war Herr Höcht Rechtsanwalt in einer mittelständischen Wirtschaftskanzlei in den Bereichen Arbeitsrecht, Datenschutzrecht und (Wirtschafts)Mediator. Er war als Dozent und Referent für Arbeitsrecht, Kommunikation, Mediation und alternative Konfliktlösung für verschiedene Organisationen und die Wirtschaftskanzlei tätig. Herr Höcht ist ehrenamtlicher Vorsitzender einer arbeitsrechtlichen Schlichtungsstelle. Er ist als Fachanwalt für Arbeitsrecht und Mediator/Wirtschaftsmediator tätig.

Herr Höcht hat eine Ausbildung in lösungsfokussierter Gesprächsführung, Beratung und Kurzzeittherapie. Seine Qualifikationen als Coach und Mediator hat er durch Weiterbildungen in den Bereichen Psychologie, psychologische Handlungskompetenzen, Arbeits- und Organisationspsychologie, Führungspsychologie, Eignungsdiagnostik und Personalentwicklung ergänzt.

Herr Höcht lebt in Bayern ca. 60 km nördlich von München und ist verheiratet. Entspannung findet in der Musik (Trompete / Flügelhorn, Kirchenorgel, Klavier), in der Ausbildung und Führen eines Bayerischen Gebirgsschweißhundes und in den Bergen.

1.Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum? Was hat Sie daran besonders fasziniert?

Ich hatte zunächst 2011 und 2012 eine Ausbildung zum Mediator und Wirtschaftsmediator gemacht. Coaching war dann der nächste Schritt auf meiner Weiterentwicklung.

Meine Faszination bzw. Motivation für Coaching ist schwer in Worte zu fassen. Coaching ist ein Bedürfnis und eine innere Erfüllung. Es macht mich sehr zufrieden und glücklich, wenn ich ein Coaching durchführe und den Klienten*in erfolgreich begleiten und unterstützen durfte und die Reaktion des Klienten*in sehe.

2. Worauf haben Sie persönlich beim Erlernen von Coaching besonders geachtet?

Was hilft Meschen, wie kann ich sie wirksam unterstützen, ihnen „schnell helfen“ und wie steht es um die wissenschaftliche Grundlage? Ich habe eine große Begeisterung, mich mit Coaching-/Beratungskonzepten (wissenschaftlich) zu beschäftigen.

Die Basis meiner Arbeit als Coach ist das lösungsorientierte Coaching, ergänzt durch systemisches Coaching und hilfreiche Elemente aus anderen Coachingmethoden.

3. Was hat sich für Sie nach Ihrer Coachingausbildung in Ihrer juristischen Tätigkeit verändert? Welche Reaktionen haben Sie von Kollegen, Mitarbeitern und Klienten erhalten?

Wie jeder Beruf hat auch der Jurist eine nur eingeschränkte Sichtweise, die rechtliche Brille. Das Wissen um Coaching, die Erfahrung aus Coaching und der Ausbildung verändert bzw. erweiterte den Blickwinkel bzw. das Blickfeld.

Ein Rechtsfall bzw. ein Rechtsstreit hat nicht nur eine rechtliche Seite, die natürlich von einem Juristen analysiert und bearbeitet wird. Das rechtliche Problem ist aber vielfach mit einer persönlichen und/oder wirtschaftlichen Belastung für den Mandanten*innen, das Unternehmen verbunden. Verbunden damit können gerade im Arbeitsrecht auch Konflikte zwischen Personen oder Gruppen sein. Der Weg heraus führt nicht über die ständige Beschäftigung mit dem (Rechts)Problem, sondern über das Wahrnehmen der Ressourcen, Potenziale und Stärken. Der Fokus liegt auf der Lösungsfindung in schwierigen und herausfordernden Lebenssituationen und Entscheidungen und damit auf dem persönlichen bzw. unternehmerischen Wachstum. Muster, Wechselwirkungen, Zusammenhänge und Bedeutung werden aufgespürt und ein Zugang dazu gefunden. Wahlmöglichkeiten und Perspektiven über die rechtliche Situation hinaus nehmen zu. Ziele werden erreicht und eine weitere persönliche bzw. unternehmerische Entwicklung wird ermöglicht. Veränderungen an einem Element des Systems (Team, Familie, Freunde) oder der Beziehung der Elemente zueinander wirken sich immer auch auf die anderen Elemente des Systems aus, das gilt über die als Jurist zu beurteilende Rechtslage hinaus.

4. Wozu setzen Sie Coaching heute in Ihrer beruflichen Situation ein?

Die Instrumente des lösungsorientierten und systemischen Coachings sowie der mediativen Kommunikation nutze ich in der arbeitsrechtlichen Beratung als Syndikusrechtsanwalt im Unternehmen und als Rechtsanwalt, als Vorsitzender einer arbeitsrechtlichen Schlichtungsstelle und in der Mediation sowie bei Konfliktgesprächen. Ich bin auch Mitglied des internen Coaching Pools meines Arbeitgebers Fujitsu.

5.  Wie hoch schätzen Sie insgesamt die Relevanz von Coaching oder Coachingausbildungen für Juristen ein? Wie nehmen Sie die Entwicklungstendenzen wahr?

Ich schätze die Relevanz hoch ein. Bei meiner Antwort zur vorangegangenen Frage, was sich bei mir in meiner juristischen Tätigkeit verändert hat, bin ich auf das veränderte bzw. erweiterte Blickfeld eingegangen. Der Mandant, die Kanzlei, das Unternehmen, wo auch immer der Jurist arbeitet, können davon profitieren.

Ihr persönliches Fazit:

Sich auf die Reise des Coachings einzulassen ist eine Bereicherung für das eigene berufliche Leben als Jurist. Man muss bereit sein, dass es nicht mehr so ist wie zuvor, wenn man sich erst einmal auf die Coaching Reise gemacht hat, und das im positiven, befreienden und bereichernden Sinne. An sich selbst zu arbeiten, und dazu gehört auch eine Coachingsausbildung, bedeutet, nicht mehr darauf zu warten, dass die Anderen sich ändern. Kleine Veränderungen reichen oft aus, um eine größere Veränderung auf den gewünschten Weg zu bringen.

„Die Zukunft wird geschaffen und ist verhandelbar, denn wir sind keine Sklaven unserer Vergangenheit.“ (Insoo Kim Berg)

Vielen herzlichen Dank.

Freuen Sie sich auf weitere (Legal) Coaches und lassen Sie sich inspirieren!

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