05.05.2020

Interview: Ulrike Staats, Senior Manager of Global HR / L&D bei CMS Legal Services

Die CLP - Interviewreihe geht in die zweite Runde: Nach dem erfolgreichen Auftakt mit über zehn Experten aus der Rechtsbranche, die ihre ganz persönlichen Erfolgstipps für eine erfolgreiche juristische Karriere verraten haben, werden diesmal zehn Juristen zu Wort kommen, die coachen - Legal Coaches, die aus sehr unterschiedlichen Gründen sich Zusatzkompetenzen mit einer professionellen Coachingausbildung erworben haben.

CLP hat diese Legal Coaches in sehr unterschiedlichen Positionen dazu befragt, was sie dazu bewogen hat und wie Coaching ihre berufliche Laufbahn maßgeblich beeinflusst hat.

Frau Staats, dürfen wir Sie bitten, sich kurz selbst vorzustellen?

Meine Leidenschaft ist es, mit Menschen an ihrer persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung zu arbeiten. Die Arbeit mit und an Persönlichkeiten, so kann man es vielleicht am besten ausdrücken. Ein Bild, was mir immer wieder in den Sin kommt, ist das eines Begleiters auf Reisen. Dem Mitreisenden als offenes Ohr zur Verfügung stehen, seine Beobachtungen spiegeln, eigene Eindrücke ergänzen, auf Schönes, Neues und gangbare Wege abseits der selbst getrampelten Pfade hinweisen, Entdeckermut fördern.

Begonnen habe ich meine berufliche Laufbahn als Anwältin im Bank- und Finanzrecht. Juristische Beratung bei Immobilienfinanzierungen sowie Projektfinanzierungen im Bereich der erneuerbaren Energien waren meine Schwerpunkte.

Nachdem ich meine Karriere als Juristin an den Nagel gehängt habe, habe ich Wirtschaftspsychologie mit Schwerpunkten in der Arbeits- und Organisationspsychologie studiert und parallel dazu eine zweijährige Ausbildung in systemischem Coaching und in systemischer Organisationsentwicklung absolviert.

Heute bin ich als Senior Manager of Global HR / L&D bei CMS Legal Services verantwortlich für die internationale CMS Academy und die Steuerung der internationalen Ausrichtung von CMS im Bereich HR. Besonders am Herzen liegen mir die Programme im Rahmen unserer Academy, mit denen wir Partnern und Associates Unterstützung zur persönlichen Weiterentwicklung geben können und Austausch und Vernetzung miteinander ermöglichen. 

Zum Privaten: Ich lebe seit vielen Jahren in einer inspirierenden Partnerschaft in Frankfurt am Main. Hier genieße ich die Vielfalt des städtischen Lebens – und die Möglichkeit, mich schnell in die bezaubernde Natur von Taunus, Odenwald und Rheingau begeben zu können. 

1. Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum? Haben Sie Coaching als Klient kennengelernt?

Mit Coaching kam ich das erste Mal in Berührung, als ich selbst Hilfe brauchte, um mich beruflich neu zu orientieren. Ich hatte erkannt, dass die originär juristische Tätigkeit als Anwältin mich nicht hinreichend erfüllte, dass Wesentliches fehlt – hatte aber keine Ahnung, wonach ich suchen sollte. Da kam mir ein 4-tägiges Coachingseminar zum Thema Stärken, Talente und Kern der eigenen Persönlichkeit ganz recht. In diesen 4 Tagen wurde mir bewusst, welche Kraft gutes Coaching entfalten kann – aber auch, welch harte Arbeit im Coachingprozess vor allem für den Klienten steckt.

Am Ende wusste ich zwar nicht, was genau und konkret es ist, das ich beruflich in Angriff nehmen sollte. Aber ich hatte eine deutlich bessere Vorstellung von meinen Talenten, Stärken und Präferenzen. Es war wie ein Scheinwerfer, der mir Licht auf den Weg warf – und so konnte ich innerhalb kurzer Zeit eine Neuorientierung in Angriff nehmen, deren Ergebnis mich dahin geführt hat, wo ich heute (sehr zufrieden und höchst motiviert) angekommen bin.  

2. Was hat Sie daran besonders fasziniert? Worin sehen Sie gerade für Juristen den Mehrwert beim Coaching?

Die wesentliche Erkenntnis, die ich während meiner Coaching-Erfahrung als Klient, während der Coaching-Ausbildung und auch heute noch immer wieder habe ist die, dass Coaching unabhängig von Ausbildung und Beruf immer das Potenzial hat, einen Mehrwert zu stiften. Und zwar abhängig von einem persönlichen Entwicklungsziel, oder beispielsweise in schwierigen Lebenssituationen. Der Kern und das Faszinierende daran ist für mich, dass ich als Klient in eine Position versetzt werde, die mir einen Perspektivwechsel erlaubt und es mir ermöglicht, die notwendigen Erkenntnisse über meine Person oder Situation selbst zu gewinnen und mir selbst einen (neuen) Weg zu suchen. Coaching öffnet mir die Augen, zeigt neue Horizonte und versetzt mich als Klientin in einen Vorwärtsgang. Kaum überraschend, dass ich ein großer Fan von lösungsorientierten Ansätzen bin.

Aber zurück zur Frage: Für Juristen kann Coaching in vielerlei Hinsicht vortelílhaft sein. Sei es zur Unterstützung der eigenen Karriereperspektiven, beim Wechsel von einer Associate-Rolle in die Partnerschaft einer Kanzlei, aber auch für gestandene Partner*Innen und Führungskräfte bis hin zu GC, die mit großen Teams arbeiten und ihre Effektivität steigern möchten. Ein (Neben-)Effekt kann auch sein, dass die Erfahrung als Coaching-Klient Lust weckt, selbst eine Coachingausbildung zu absolvieren, um Gelerntes weiterzugeben oder den eigenen Führungsstil in Richtung Coaching zu verändern oder auszubauen. Schlussendlich glaube ich auch, dass der im Rahmen des Coaching erlernte Perspektivwechsel es Juristen ermöglicht, in Verhandlungssituationen leichter in die Schuhe des anderen zu schlüpfen, die richtigen Fragen zu stellen und so ein besseres Verhandlungsergebnis für alle Parteien zu erzielen.  

3. Wie setzen Sie Coaching heute in ihrer beruflichen und/oder privaten Situation ein? Wie und in welchem Umfang wird aus Ihrer Erfahrung Coaching heute bei Juristen eingesetzt?

In unserem Unternehmen, einer der weltweit größten Law Firms, nutzen wir Coaching auf internationaler Ebene gezielt für die Entwicklung unserer Partner. Insbesondere Partner, die Teams führen und innerhalb der Organisation Leitungsfunktionen wahrnehmen, möchten wir mit Angeboten zur Selbstreflexion, etwa in Bezug auf ihren Führungsstil, und in diesem Zusammenhang auch mit Coaching unterstützen. Das Angebot wird sehr geschätzt, und für mich ist es immer wieder wunderbar zu sehen, wie mit relativ geringen Interventionen große Wirkung erzielt werden kann. Wir arbeiten mit renommierten Business Coaches zusammen, die von unseren Programmteilnehmern enorme Wertschätzung erfahren und excellentes Feedback erhalten.

4. Ihr ganz persönlicher Erfolgstipp:

Das kommt ganz darauf an, wie man Erfolg für sich definiert. Der kleinste und zugleich wichtigste Schritt ist vielleicht: Sich einlassen auf Coaching als einen bislang nicht beschrittenen Pfad, ausprobieren, und die Wirkung selbst erfahren.

Vielen herzlichen Dank.

Lesen Sie hier die gesamte Interviewreihe inklusive der ersten Runde.

Lernen Sie hier weitere zehn Legal Coaches aus dem internationalen Umfeld kennen.

Hier geht´s zur Legal Coaching Ausbildung der CLP-Academy.

zurück