14.05.2020

Interview: Julia Müller, Legal Recuiting @ clients & candidates

Die CLP - Interviewreihe geht in die zweite Runde: Nach dem erfolgreichen Auftakt mit über zehn Experten aus der Rechtsbranche, die ihre ganz persönlichen Erfolgstipps für eine erfolgreiche juristische Karriere verraten haben, werden diesmal zehn Juristen zu Wort kommen, die coachen - Legal Coaches, die aus sehr unterschiedlichen Gründen sich Zusatzkompetenzen mit einer professionellen Coachingausbildung erworben haben.

CLP hat diese Legal Coaches in sehr unterschiedlichen Positionen dazu befragt, was sie dazu bewogen hat und wie Coaching ihre berufliche Laufbahn maßgeblich beeinflusst hat. 

Frau Müller, dürfen wir Sie bitten, sich kurz selbst vorzustellen?

Ich war zunächst sechs Jahre als Rechtsanwältin und Syndikusrechtsanwältin tätig, bevor ich in die Personalberatung wechselte und in diesem Zusammenhang auch meine Tätigkeit als Business Coach aufnahm:

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Trier und dem Abschluss meines Referendariats in Frankfurt am Main fand ich meinen beruflichen Einstieg 2010 bei White & Case, wo ich für mehrere Jahre im Bereich Banking Litigation tätig war und Mandanten insbesondere zu Themen der fehlerhaften Anlageberatung und Prospekthaftung beriet.

Nach drei Jahren Kanzleitätigkeit setzte ich meine berufliche Laufbahn im Jahre 2014 in der Rechtsabteilung der Deutsche Bank AG in Frankfurt am Main fort. Hier gehörte ich dem Litigation/Regulatory Enforcement-Team an und war neben der Begleitung interner sowie externer Untersuchungen mit der Beratung zu sämtlichen wirtschaftsstrafrechtlichen Fragestellungen befasst.

Im Jahre 2017 wechselte ich in die Personalberatung. Seitdem besetze ich sowohl Inhouse- als auch Kanzleivakanzen aller Senioritätsebenen. Berufsbegleitend habe ich ein Fernstudium zum Business Coach absolviert, welches ich im November letzten Jahres abgeschlossen habe. Seit Januar 2020 bin ich als Beraterin bei clients&candidates, einer hochspezialisierten Personalberatung für den Rechts- und Steuermarkt, und gleichzeitig als Business Coach für Juristen tätig.

Ich lebe seit über zehn Jahren in Frankfurt am Main. Den Ausgleich zum Beruf finde ich insbesondere in meiner Tätigkeit als Yogalehrerin sowie beim Reisen.

1.Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum? Haben Sie Coaching als Klient kennengelernt?

Ich habe mich persönlich zum ersten Mal 2017 mit dem Thema Coaching intensiver befasst, als ich mich dazu entschlossen hatte, meinen beruflichen Schwerpunkt in die Personalberatung zu legen. In diesem Zusammenhang habe ich selbst ein Karriere-Coaching in Anspruch genommen, welches wegweisend für meine weitere Karriere war. Diese Erfahrung hat mir so viel Input gegeben, dass ich mich anschließend selbst für die Ausbildung zum Coach entschieden habe.

2. Was hat Sie daran besonders fasziniert? Worin sehen Sie gerade für Juristen den Mehrwert beim Coaching?

Mich hat beim Coaching von Beginn an der lösungsorientierte, in die Zukunft gerichtete Ansatz fasziniert. Hinzu kommt, dass ich als Coach den Prozess lediglich begleite – die Antworten findet der Klient selbst; er wird sozusagen zur Selbstreflektion angeregt.  

Wir sind es als Juristen gewohnt, die Dinge rational anzugehen – verlieren darüber aber oft den Zugang zu unseren eigentlichen Zielen, Wünschen und Bedürfnissen.

Viele Juristen sind akademisch und fachlich hervorragend aufgestellt, haben sich aber nie die Frage gestellt, was ihnen als Person eigentlich wichtig ist und wie das mit ihrer juristischen Karriere in Einklang zu bringen ist. Hier kann Coaching einen enormen Mehrwert bieten. Auch im laufenden Job hilft es enorm, sich und die eigene Arbeit mit Hilfe eines Coachs immer mal wieder kritisch zu hinterfragen, eine Bestandsaufnahme zu machen und gemeinsam zu schauen, ob man noch in die richtige Richtung läuft.

Legal Coaching bietet Juristen schließlich auch die Möglichkeit, sich mit ganz unterschiedlichen Themen wie Führung, Unternehmensgestaltung/-aufstellung, Personalentwicklung, Teambuilding etc. eingehender zu beschäftigen. Diese Themen sind nicht Teil der juristischen Ausbildung, für den späteren Erfolg jedoch von entscheidender Bedeutung. Die Anwendung juristischen Fachwissens ist die eine Seite, die Erstellung eines persönlichen Businessplans auf dem Weg zur Partnerschaft z.B. eine ganz andere. Hier kann ein Legal Coach sinnvoll unterstützen.

In unserer sich immer schneller drehenden Welt, in der die Anforderungen an den Einzelnen immer weiter steigen, wird schließlich auch das Thema Stressmanagement immer wichtiger; auch hier funktioniert Coaching wunderbar, um die eigene Resilienz zu stärken. 

3. Wie setzen Sie Coaching heute in ihrer beruflichen und/oder privaten Situation ein? Wie und in welchem Umfang wird aus Ihrer Erfahrung Coaching heute bei Juristen eingesetzt?

Durch meine Tätigkeit als Personalberaterin in einer auf Juristen spezialisierten Einheit, die sich auf das Headhunting spezialisiert hat, habe ich die Möglichkeit, das Coaching perfekt in meine tägliche Arbeit zu integrieren.

Als Berater bei clients&candidates verstehen wir uns grundsätzlich als Sparringspartner der Kunden und Kandidaten. Das ergänzende Coaching-Angebot ist hierbei sozusagen das I-Tüpfelchen. Oft genügen schon kleine Denkanstöße, um Kollegen neue Möglichkeiten aufzuzeigen und so den Grundstein für die weitere erfolgreiche Karriere zu legen.

Gleiches gilt für unsere Kunden bei Executive Search - Projekten, wenn es darum geht, Kandidatenprofile zu besprechen. Hier kommt es neben der fachlichen Eignung ganz entscheidend auch auf den „personal fit“ an, wobei Coaching-Elemente ebenfalls unterstützen.

Neben diesen integrierten Coachingansätzen biete ich – sofern gewünscht - auch ausführliche Coaching-Sessions an. Die Themen sind vielfältig: manchmal geht es um die richtige Selbstdarstellung im Lebenslauf und die Präsentation im Vorstellungsgespräch oder auch um die Optimierung der Kommunikations- oder Verhandlungsstrategien. Viele Juristen wünschen auch eine umfassende persönliche Begleitung im Rahmen einer anstehenden beruflichen Veränderung oder Neuorientierung bzw. bei dem Angehen des nächsten Karriereschrittes.

Selbst vom Fach zu sein, bietet dabei den entscheidenden Mehrwert: Beratung in Form eines Coachings in Anspruch zu nehmen, bedeutet immer das Verlassen der eigenen Komfortzone. Aus meiner Erfahrung lassen sich die Kollegen ganz anders auf ein Coachingangebot ein, wenn der Ansprechpartner auf Augenhöhe ist und  weiß wovon er spricht, weil er den juristischen Ausbildungs- und Berufsweg selbst beschritten hat.

4. Ihr ganz persönlicher Erfolgstipp:

Nutzen Sie die Chance, sich immer wieder selber abzuholen mit der Frage: Bin ich genau da, wo ich sein will oder was gilt es zu ändern? Im Zweifel zahlt es sich dabei immer aus, auf das eigene Bauchgefühl zu hören.

Vielen herzlichen Dank.

Lesen Sie hier die gesamte Interviewreihe inklusive der ersten Runde.

Lernen Sie hier weitere zehn Legal Coaches aus dem internationalen Umfeld kennen.

Hier geht´s zur Legal Coaching Ausbildung der CLP-Academy.

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