Interview: Ella Gawrych, Lawyer on Demand/CLP-Consultant
CLP hat diese Legal Coaches in sehr unterschiedlichen Positionen dazu befragt, was sie dazu bewogen hat und wie Coaching ihre berufliche Laufbahn maßgeblich beeinflusst hat.
Frau Gawrych, dürfen wir Sie bitten, sich kurz selbst vorzustellen?
Ich bin als Lawyer on Demand im Moment in Rechtsabteilungen großer Unternehmen eingesetzt und begleite als Legal Coach bei CLP Kolleginnen und Kollegen.
Ich studierte an der Heinrich-Heine-Universität Rechtswissenschaften mit einem Schwerpunkt auf öffentliches Recht, Philosophie und Anglistik. Meine breit gefächerten Kenntnisse führten mich durch verschiedene und spannende juristische Etappen. So lernte ich wissenschaftliches Arbeiten / juristische Forschung an der Universität kennen, das Tageswerk einer internationalen Großkanzlei ebenso wie verwaltungsrechtliche Abläufe einer Behörde und die Aufgaben einer Unternehmensrechtsabteilung. Zudem habe ich mich über viele Jahre politisch engagiert und war über anderthalb Amtsperioden Ratsfrau in meiner Heimatstadt.
Die verschiedenen Stationen führten mich schließlich als nächsten logischen Schritt in die Selbständigkeit als Lawyer on Demand und unabhängige Unternehmensberaterin / Legal Counsel.
Inspiriert durch jahrelange Yogapraxis entschied ich mich parallel zu einer Yogalehrer Ausbildung, die ich erfolgreich abschließen konnte.
Im Wissen, Yoga und Jura miteinander verbinden zu können habe ich mich von Frau Dr. Geertje Tutschka in meinem Findungsprozess durch ein Coaching begleiten lassen. Mir wurde klar, dass ich sowohl meine juristischen Erfahrungen als auch die Energie und Bereicherung aus yogischen Methoden selbst als Coach weitergeben wollte. Die Ausbildung zum Legal Coach an der CLP Academy führe mich dann zu meiner aktuellen beruflichen Tätigkeit: Ich bin nun Lawyer on Demand, Yoga Trainer und Legal Coach.
Als CLP Referentin möchte ich anderen Juristen zur Seite stehen, wenn es darum geht, in die eigene Kraft zu finden, das eigene Potential und mentale Stärke zu entwickeln. Daher verantworte ich das Thema "Top Performance und mentale Stärke für Juristen" bei Juristen, was vor allem auch auf der letzten Legal Revolution 2019 in der Coaching Lounge von den Juristen und Juristinnen sehr gut angenommen wrden ist.
1. Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum? Haben Sie Coaching als Klient kennengelernt?
Noch vor meiner Yogalehrer Ausbildung habe ich mich mit den vielfältigen Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung beschäftigt und konnte während ebenso wie nach dem Yogastudium viele Tools und Methoden kennenlernen, selbst ausprobieren und deren Wirkung zu schätzen lernen.
Während einer wichtigen Weichenstellung in meinem beruflichen Leben wollte ich mich begleiten lassen durch jemanden, der die juristische Welt aus eigener Erfahrung kennt und mir hilft, neue Wege zu finden. Die Wahl, mit Frau Dr. Geertje Tutschka als erfahrene Juristin und Coach zusammen zu arbeiten war für mich einfach einleuchtend.
Ich bin seither überzeugt, dass Coaching in vielen Lebenslagen eine sehr natürliche, hilfreiche und unterstützende Methode ist, um zB einen nächsten Karriereschritt zu wagen, sich womöglich neu zu orientieren oder gar die eigene Berufung zu finden.
2. Was hat Sie daran besonders fasziniert? Worin sehen Sie gerade für Juristen den Mehrwert beim Coaching?
In der juristischen Ausbildung, sowohl im Studium als auch im Referendariat hat die Vermittlung von soft skills schon lange Einzug erhalten. Im weiteren Berufsleben werden die sozialen Kompetenzen um so mehr benötigt, je weiter die Karriere voranschreitet.
Jedoch fehlt im fordernden Alltag von Juristen, ob in der Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst, meist die Zeit, sich über das Fachliche hinaus weiterzubilden. Je weiter man im Berufsleben voranschreitet, um mehr Verantwortung kommt hinzu. Ob im privaten Bereich mit einer Familie, Verpflichtungen oder in der Karriere zB durch Führungspositionen.
Das Rad des Alltags dreht sich immer weiter, womöglich immer schneller. Oft sind wir so damit beschäftigt, sich im Beruf zu behaupten, erfolgreich zu sein, Familie, Freunde und Hobbies bestmöglich miteinander zu vereinbaren, dass keine Zeit bleibt zum Innehalten, Betrachten, in sich hinein zu spüren. Bis mitunter Situationen aufkommen, die uns aus dem Trott herausreißen, herausfordern. Stoppen lassen. Womöglich geht es dann darum, wesentliche Entscheidungen zu treffen, Veränderungen vorzunehmen. Oder zunächst eine Bewertung der Lage vorzunehmen und für sich Erkenntnisse zu finden.
Dann ist mehr gefragt als soft skills, dann geht es um die Fähigkeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen, zu verarbeiten, prozessieren. An dieser und vielen weiteren Stellen können Coaches uns unterstützen, begleiten, spiegeln, herausfordern, inspirieren, uns genau in der Art und Weise helfen, wie wir es zu dem Zeitpunkt in der eigenen Weiterentwicklung benötigen.
Der größte Mehrwert dabei ist die persönliche, individuelle Begleitung auf dem Weg, der Architekt seines eigenen Erfolges zu sein.
3. Wie setzen Sie Coaching heute in ihrer beruflichen und/oder privaten Situation ein? Wie und in welchem Umfang wird aus Ihrer Erfahrung Coaching heute bei Juristen eingesetzt?
In meinem Alltag, beruflich wie privat, haben Coaching Tools einen festen Platz. Ich bin ein spiritueller Mensch und davon überzeugt, dass wir Juristen sehr stark davon profitieren können, uns mit unserer geistigen, inneren Welt zu beschäftigen, wenn wir mit Freude und Leichtigkeit erfolgreich sein wollen.
Für mich gehören mittlerweile unter anderem Meditation und Atemtechniken zu meiner Alltagsroutine. Die Verbindung von Spiritualität und Business hat mir Kraft sowie Gelassenheit gegeben und erfüllt mich in meinem Wirken als Legal Coach mit Vertrauen und Sinn. Die Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit Juristen zeigt, dass durch Achtsamkeit und „Empowerment“ sich Stress reduzieren, Erfolg und Zufriedenheit steigern lässt.
Veranstaltungen, wie die Lawyer Well-Being Week vom 04.-08.05.2020 zeigen, wie wichtig es ist, nicht nur auf die fachliche Seite und Fortbildung zu setzen, um gute Rechtsanwälte / Juristen zu sein. Die vielen Veränderungen wie die Digitalisierung, zunehmende Technisierung, das Voranschreiten von Legal Tech und neuerdings Verlagerung ins home office sind Herausforderungen auch im zwischenmenschlichen wie persönlichen Bereich.
Daher ist es von Bedeutung, unsere Aufmerksamkeit auf unser Wohlbefinden zu legen, auf unsere Strategien zur Stressbewältigung, Resilienz, unseren Energiehaushalt und persönliches Wachstum sowie Potentialentfaltung. Ob es weiter darum geht, den nächsten Karriereschritt zu planen, zufriedener mit sich in der Kanzlei, im Unternehmen, im Job zu sein oder bei Präsentationen oder Pitches vor Mandanten und Kollegen ruhig, gelassen und souverän zu agieren - die uns dazu zur Verfügung stehenden Methoden und Tools sind so zahlreich wie vielfältig.
Um hier einen Überblick gewinnen oder wenn man beginnt, sich mit diesen Techniken zu beschäftigen oder den für sich passenden Weg sucht, ist individuelle Begleitung durch ein Coaching ideal. Aus meiner Sicht ist die Zusammenarbeit von Juristen mit Legal Coaches, die über entsprechende Berufserfahrung und Einsicht in die verschiedenen Betätigungsfelder haben, optimal, da partnerschaftlich und auf Augenhöhe.
4. Ihr ganz persönlicher Erfolgstipp:
Indem wir die Kraft der Gegenwart achtsam nutzen verzetteln wir uns nicht in vergangenen Problemen oder verschenken gedankliche Energie an Sorgen über die Zukunft. So bleiben wir Juristen mental stark, leistungsfähig und präsent im Augenblick.
Vielen herzlichen Dank.
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