06.05.2020

Interview: Dr. Daniel Roeder, Rechtsanwaltskanzlei Greenfort

Die CLP - Interviewreihe geht in die zweite Runde: Nach dem erfolgreichen Auftakt mit über zehn Experten aus der Rechtsbranche, die ihre ganz persönlichen Erfolgstipps für eine erfolgreiche juristische Karriere verraten haben, werden diesmal zehn Juristen zu Wort kommen, die coachen - Legal Coaches, die aus sehr unterschiedlichen Gründen sich Zusatzkompetenzen mit einer professionellen Coachingausbildung erworben haben.

CLP hat diese Legal Coaches in sehr unterschiedlichen Positionen dazu befragt, was sie dazu bewogen hat und wie Coaching ihre berufliche Laufbahn maßgeblich beeinflusst hat. 

Herr Dr. Roeder, dürfen wir Sie bitten, sich kurz selbst vorzustellen?

Ich bin Gründungspartner von Greenfort und heute tätig im Bereich Konfliktlösung und Corporate/M&A. Daneben bin ich Mediator, Schlichter, Konfliktcoach und -berater.

Seit 2009 bin ich außerdem Lehrbeauftragter an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und seit 2013 Richter am Hessischen Anwaltsgerichtshof. Frühere Stationen waren daneben auch Lehrbeauftragter an der Justus-Liebig-Universität Gießen, von 2008-2016 Prüfer im 1. Juristischen Staatsexamen, 1997-2001 Leiter eines juristischen Repetitoriums, Promotion an der Friedrich-Schiller Universität Jena, Referendariat in Frankfurt, Studium in Marburg und Hamburg.

2016 habe ich die Bürgerbewegung Pulse of Europe mit ins Leben gerufen.

Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und lebe mit großer Freude in Frankfurt am Main. Ich treibe viel Sport, beschäftige mich noch mit vielen anderen Dingen und freue mich jeden Tag über das Leben. 

1. Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum? Haben Sie Coaching als Klient kennengelernt?

Zum Thema Coaching bin ich über die Mediation gekommen.

Irgendwann habe ich für mich erkannt, dass ich als Anwalt im Bereich Konfliktlösung nicht professionell beraten kann, wenn ich nicht die Bandbreite möglicher Konfliktlösungsverfahren beherrsche. Ich habe dann eine Ausbildung zum Wirtschaftsmediator gemacht und später auch selbst als Trainer im Bereich Mediation gearbeitet. Viele der mediativen Techniken ähneln Coachingtechniken.

Aus Interesse, aber auch um Mandanten besser begleiten zu können, habe mich im Konfliktcoaching weitergebildet und schließlich eine zweijährige hypnosystemische Ausbildung für Coaching und Beratung am Milton-Erikson-Institut in Heidelberg gemacht. Bestandteil dessen waren regelmäßig Supervisionen. Im Rahmen eines Trainings- und Coachingprogramms bei Greenfort war ich selbst auch Coachee.

2. Was hat Sie daran besonders fasziniert? Worin sehen Sie gerade für Juristen den Mehrwert beim Coaching?

An den Beratungsformaten Mediation und Coaching ist spannend, auf einer anderen Ebene Selbst- und Fremdwahrnehmung zu erfahren. Techniken wie empathisches Zuhören sind enorm faszinierend und können unglaublich viel beim Gegenüber, aber auch bei einem selbst bewirken.

Juristen sind darauf konditioniert, Ratgeber zu sein. Stattdessen eine neutral-moderierende Rolle einzunehmen, bei der das Verstehenwollen im Vordergrund steht und die eigene Meinung gar keine oder allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt, ist ein kompletter Paradigmenwechsel.

Hat man das verinnerlicht, wird man automatisch ein besserer Berater – auch in der Anwaltsrolle.

3. Wie setzen Sie Coaching heute in ihrer beruflichen und/oder privaten Situation ein? Wie und in welchem Umfang wird aus Ihrer Erfahrung Coaching heute bei Juristen eingesetzt?

Wie schon gesagt haben wir bei Greenfort ein Trainings- und Coachingprogramm etabliert, das alle Anwältinnen und Anwälte durchlaufen.

Wenn ich persönlich einen Coach oder Sparringspartner brauche, kann ich aufgrund meiner vielfältigen Kontakte in diese Szene mir jederzeit kurzfristig Anregungen holen. Alternativ gehe ich in eine Supervision.

Insgesamt wird Coaching in der Juristenszene noch eher zurückhaltend eingesetzt. Wenn, habe ich häufig das Gefühl, dass es sich um schablonenhafte HR-Maßnahmen handelt, die nicht mit dem Ziel einer ernsthaften Persönlichkeitsentwicklung betrieben werden.

4. Ihr ganz persönlicher Erfolgstipp:

Immer neugierig und offen bleiben, im Hier und Jetzt leben, anderen die nötige Wertschätzung entgegenbringen und immer auch die Gesellschaft insgesamt im Blick behalten.

Oder nach der britischen Band The James: „May your mind set you free, may your heart lead you on” (aus: Waltzing along).

Vielen herzlichen Dank.

Lesen Sie hier die gesamte Interviewreihe inklusive der ersten Runde.

Lernen Sie hier weitere zehn Legal Coaches aus dem internationalen Umfeld kennen.

Hier geht´s zur Legal Coaching Ausbildung der CLP-Academy.

 

 

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