03.11.2020

Interview: Dr. Petra Arends-Paltzer, Schweiz

CLP begleitet seit Jahren Kolleginnen und Kollegen aus sehr unterschiedlichen Bereichen der Rechtsbranche auf ihrem beruflichen Weg zum Erfolg. In dieser dritten Interviewreihe wird es darum gehen, wie vielfältig sich Anwaltspersönlichkeiten aus ganz Europa in und neben ihrem Beruf engagieren. Und natürlich haben wir Sie auch wieder nach ihrem ganz persönlichen Erfolgsgeheimnis gefragt!

Die CLP - Interviewreihe geht in die dritte Runde: Nach der Expertenrunde sowie den Legal-Coaches geht es nun in erster Linie um besonderes Engagement in und neben dem Anwaltsberuf. Einige von ihnen sind für dieses Engagement bereits mit Preisen geehrt worden; in jedem Falle aber sind alle Kolleginnen und Kollegen in diesem Kreis sehr erfolgreich in dem, was sie tun. Das mag an der mitreißenden Leidenschaft liegen, mit der sie sich für ihre Sache engagieren. Oder an ihrem persönlichen Erfolgsrezept, was sie uns jeweils am Ende verraten.

Frau Dr. Arends-Paltzer, darf ich Sie bitten sich kurz selbst vorzustellen?

Nach meinem 2.Staatsexamen habe ich in der Rechtsabteilung verschiedener Banken gearbeitet und berufsbegleitend eine Dissertation zum Urheberrecht geschrieben. Bald schon habe ich die Seiten gewechselt und dann als Banker und Projektmanager bei grossen internationalen Banken gearbeitet. Unter anderem in Zürich, New York, London, Sydney, Melbourne, Tokyo, Peking, Shanghai und Guangzhou.

Nach Jahren des Bankings habe ich mich vor 5 Jahren neu orientiert und u.a. die Swiss Legal Technologie Conference und Hackathon mitgegründet sowie ein Buch zur digitalen Transformation im Rechtsmarkt geschrieben. Ich habe zudem Rechtdigital und einem Think Tank rund um die Themen Smart Cities/Villages, das Davos Digital Forum ins Leben gerufen.

Ich lebe seit 2000 in der Schweiz, zunächst in Basel und Zürich seit 2017 in Klosters/Davos und bin mit einem wunderbaren Mann verheiratet. Von meinem Schreibtisch aus sehe ich im Winter die Langlaufloipe, die direkt vor unserem Haus vorbeiführt. Ich bin begeisterte Hobbyköchin u.a. Meera Sodha und Yotam Ottolenghi Fan. Im Winter geht es auf die Piste, im Sommer auf den Golfplatz und mindestens jeden 2.Tag auf die Yogamatte – ich liebe die Down Dog App.

Seit Jahren bin ich als Mentorin tätig und unterstütze junge Menschen beim Start in die Berufswelt. Ich habe im Lockdown an drei grossen #VersusVirus-Hackthons (Deutschland, Schweiz und EU) als Mentorin und Jurymitglied teilgenommen und betreue einige der daraus entstandenen Projekte bis heute.

1. Was bedeutet Ihnen das Davos Digital Forum?

Das Davos Digital Forum, welches ich 2018 gegründet habe, ist ein Think Tank, der weit mehr klassische Rechtsthemen umfasst. Ziel ist es, die Themen der Digitalisierung Schwerpunkt Smart Cities/Smart Villages für alle anhand echter „Hands-On“ Workshops verständlich zu machen. Es werden also Lösungen zu Problemen aufgezeigt, die Anregungen zur Umsetzung geben.

In diesem Jahr fand die erste Online Edition statt und wir werden in 3 parallelen Live Streams aktuelle Themen aufgreifen. Themen, die sowohl den Einsteiger als auch den Profi ansprechen. Live Stream 3 ist in englischer Sprache und wir sind stolz, dass wir neben Schweizer Partnern wie den Städte - und Gemeindeverband, die Post und die EWZ auch internationale Partner wie Google, UBS, e-Estonia und das Hoffmann Global Institut for Business und Society mit an Bord haben. Wir boten in diesem Jahr zudem für Personen, eine kostenlose Teilnahme an und arbeiten jetzt schon an weiteren (monatlichen) Editionen des Forums. Wir haben darüber hinaus in diesem Jahr noch einen Academic Track mit 15 Hochschulen in das Forum integriert. Wir haben so auch einen direkten Zugang zu Forschung und Lehre und können diese in unsere Projekte und Ideen integrieren.

2. Wann haben Sie sich zum ersten Mal damit beschäftigt und warum?

Ich bin mit Legal Tech und der Swiss Legal Technology Conference gestartet, habe aber sehr bald schon gesehen, dass der Fokus auf Rechtsthemen (für mich) zu klein ist. Ich bin also schon 2017/2018 auf die Themen Digitalisierung rund um Smart Cities gestossen. Dazu gehören z.B. Mobilität, Logistik, Bildung + Arbeit, Partizipation + Kommunikation, Health, Smart Grids + Energie. Das sind aus meiner Sicht viel umfassendere und auch spannendere Themen als reines Legal oder Legal Tech.

Recht ist immer auch beteiligt, Stichwort „Embedded Law“, spielt aber eine untergeordnete Rolle.

Das ist aus meiner Sicht, die richtige Positionierung – also sich in Projekte aktiv einbringen, um gemeinsam die Digitalisierung nach vorne zu bringen. 

3. Wie wählen Sie Ihre Themen aus?

Ich verfolge die Gesamtthematik über das ganze Jahr und tausche mich auch regelmässig mit unseren Partnern, wie z.B. e-Estiona, dem Academic Track oder Google Developers aus. Um echte „Hot Topics“ zu erspähen bin ich jedes Jahr einige Monate in London, dort besuche ich zahlreiche relevante Veranstaltungen. Im März hatten wir eigentlich das Programm für das (analoge) Davos Digital Forum fertig – das haben wir dann komplett neu erstellt.

Die Pandemie und der Lockdown haben gezeigt, dass plötzlich andere Themen im Vordergrund stehen. Dazu gehören z.B. die Themen rund um Partizipation + Kommunikation. Wir versuchen, bei den Themen so aktuell wie möglich zu sein und gruppieren diese so, dass sowohl ein Einsteiger als auch Profis dabei sein können.

4. Wer ist Ihr Publikum?

Unser Publikum sind digitale Pioniere in Städten und Gemeinden sowie die zuliefernden Unternehmen.  

5. Worin sehen Sie gerade für Juristen den Mehrwert sich zusätzlich zum anspruchsvollen Beruf so leidenschaftlich zu engagieren?

Wenn man sich mit Themen beschäftigt, die über die klassische Juristerei hinausgehen, erweitert man seinen Hintergrund und sieht plötzlich mehr Licht am Ende des Tunnels. Im Ergebnis erreichen wir neue herausfordernde Ziele nur, wenn wir mit unterschiedlichen Personen und Berufsgruppen an einem Strick ziehen.

6. Wer unterstützt Sie dabei bzw. mit wem arbeiten Sie dabei am Liebsten zusammen?

Ich arbeite mit meinem Businesspartner zusammen, der genau das abdeckt, was ich nicht oder weniger gut kann und vice versa. Unterstützung habe ich vom ersten Tag an von meinem Mann erhalten – und das ist vielleicht das Wichtigste.

7. Ihr ganz persönlicher Erfolgstipp:

Am Ball bleiben, auch wenn der Erfolg sich nicht sofort einstellt – und ganz wichtig, Unterstützung aus dem engeren Umfeld.

Vielen herzlichen Dank.

Freuen Sie sich auf weitere außergewöhnlichen Persönlichkeiten und lassen Sie sich inspirieren!

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