CLP Interviewreihe: Andreas Noerr
Wie können Juristen von einer Coachingausbildung profitieren?
Und wo genau kommt (Legal) Coaching in der juristischen Praxis zum Einsatz?
Andreas Noerr, Rechtsanwalt, Mediator und Legal Coach berichtet darüber im Interview bei CLP.
Andreas Noerr ist Rechtsanwalt im Bereich des IT-Rechts sowie Mediator und Kommunikationstrainer und schon immer begeistert von Sprache und Kommunikation.
1.Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum? Was hat Sie daran besonders fasziniert?
Zu Schulzeiten bin ich viel mit Rhetorik und Kommunikation in Berührung gekommen. Während meiner Gymnasialzeit sponsorte ein Vater eines Schülers, der eine Kommunikations- und Coachingagentur hatte, den Oberstufenschülern ein Kommunikationsseminar. Die darin vermittelten Inhalte haben mich total fasziniert, weil ich für mich erkannt habe, dass Kommunikation unser gesamtes Leben beeinflusst. Ein Lehrer förderte mich sehr in Rhetorik. All dies hat mich überzeugt: Die Art und Weise, wie wir denken (das ist ja auch eine Form der Kommunikation) und wie wir mit anderen kommunizieren (verbal und nonverbal), hat entscheidenden Einfluss auf unser Leben. Das Thema hat mich dann nicht mehr losgelassen: Bei meiner Mediationsausbildung und meiner Ausbildung zum Kommunikationstrainer auf Basis der Gewaltfreien Kommunikation nach Dr. Marshall Rosenberg, bei der auch die Eigenverantwortung eine zentrale Rolle spielt, die ja auch im Coaching eines der Grundprinzipien ist, kam immer wieder die Sprache auf Coaching. Und hier wollte ich einfach mehr wissen, was mich dann veranlasst hat, die Ausbildung zum Legal und Business Coach bei der CLP-Academy zu absolvieren.
2. Worauf haben Sie persönlich beim Erlernen von Coaching besonders geachtet?
Mir war wichtig, nicht noch eine weitere Ausbildung zu machen, sondern mein bisher Erlerntes und Gelebtes, vor allem die Gewaltfreie Kommunikation, beim Coaching zu integrieren und alles miteinander zu verbinden. Das Menschenbild der Gewaltfreien Kommunikation, die Eigenverantwortung und die Grundannahme, dass der Mensch alle Ressourcen in sich trägt, um die für ihn gute Lösung zu finden, sind für mich eine zentrale Haltung in meinem privaten und beruflichen Leben – das sollte damit auch wesentlicher Bestandteil meiner Coachings sein.
3. Was hat sich für Sie nach Ihrer Coachingausbildung in Ihrer juristischen Tätigkeit verändert? Welche Reaktionen haben Sie von Kollegen, Mitarbeitern und Klienten erhalten?
Meine Mediationstätigkeit und die Gewaltfreie Kommunikation haben dazu geführt, dass ich bei meiner anwaltlichen Tätigkeit stets versuche, die Interessen und Bedürfnisse der Mandantinnen und Mandanten zu ermitteln. Denn ein jahrelanger Rechtsstreit hilft nicht unbedingt der Mandantin und dem Mandanten, selbst wenn wir voll gewinnen sollten, wenn sie oder er eigentlich etwas anderes möchte. Häufig ist es ihr oder ihm aber noch gar nicht bewusst, was sie oder er eigentlich möchte. Sich hier etwas mehr Zeit zu nehmen und das zu eruieren, was wirklich gewollt ist, ist der eigentliche Mehrwert und das höre ich oft als Feedback der Mandantinnen und Mandanten. Natürlich ist es auch Aufgabe des Rechtsanwalts, der kein Coach ist, das Ziel der Mandantschaft zu ermitteln, aber dies geschieht in der Praxis oft nur oberflächlich, ohne die entsprechenden Techniken bekommt man dies nicht so interessen- und bedürfnisorientiert hin.
Aber nicht nur das eigene Interesse ist wichtig: Was ist das Interesse der Gegenseite und wie bekommt man dieses Interesse vielleicht mit den Interessen der Mandantschaft ein Einklang? Wenn man sich beides ansieht und daran ansetzt, bekommt man schnelle und gute Lösungen, die so kein Gerichtsverfahren und kein gerichtlicher Vergleich hinbekommen.
4. Wozu setzen Sie Coaching heute in Ihrer beruflichen Situation ein?
Coaching ergänzt in Form des Legal Coachings meine Tätigkeit als Rechtsanwalt und Business Coaching meine Tätigkeit als Kommunikationstrainer. Und auch außerhalb des Legal Coachings verwende ich die Techniken, um im Mandat die Interessen und Bedürfnisse der Mandantin oder des Mandanten zu ermitteln, was den Mehrwert der juristischen Beratung ausmacht.
5. Wie hoch schätzen Sie insgesamt die Relevanz von Coaching oder Coachingausbildungen für Juristen ein? Wie nehmen Sie die Entwicklungstendenzen wahr?
Ich bin der Überzeugung, dass ein Jurist, der eine Mediations-, Coaching- oder Kommunikationsausbildung hat, ein Mandat anders führt als einer ohne diesen Hintergrund. Als IT-Fachanwalt, der viel im Bereich der Künstlichen Intelligenz tätig ist, sehe ich, wie diese die Arbeit der Juristen in Zukunft verändert. Es wird mehr auf die menschlichen und empathischen Fähigkeiten ankommen und darauf, ein Mandat zu führen. Dies alles sind Fähigkeiten, die ein Coach, Mediator und Kommunikationstrainer hat.
Ihr persönliches Fazit:
Die Coachingausbildung ist absolut empfehlenswert und führt zu einer persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Die sich nur an Juristen richtende Coachingausbildung der CLP-Academy ist einzigartig und bietet so viele Möglichkeiten im juristischen und außerjuristischen Bereich. Eine perfekte Ergänzung für alle Rechtsanwälte und für die Anwaltsmediatoren.
Vielen herzlichen Dank.
Freuen Sie sich auf weitere (Legal) Coaches und lassen Sie sich inspirieren!
Mehr zu Andreas Noerr finden Sie hier:
https://leadership-kommunikation.de
https://www.linkedin.com/in/andreasnoerr/
Foto: Christoph Leonhardt
