04.11.2020

Interview: Dr. Wolfgang Löhnert, Österreich

CLP begleitet seit Jahren Kolleginnen und Kollegen aus sehr unterschiedlichen Bereichen der Rechtsbranche auf ihrem beruflichen Weg zum Erfolg. In dieser dritten Interviewreihe wird es darum gehen, wie vielfältig sich Anwaltspersönlichkeiten aus ganz Europa in und neben ihrem Beruf engagieren. Und natürlich haben wir Sie auch wieder nach ihrem ganz persönlichen Erfolgsgeheimnis gefragt!

Die CLP - Interviewreihe geht in die dritte Runde: Nach der Expertenrunde sowie den Legal-Coaches geht es nun in erster Linie um besonderes Engagement in und neben dem Anwaltsberuf. Einige von ihnen sind für dieses Engagement bereits mit Preisen geehrt worden; in jedem Falle aber sind alle Kolleginnen und Kollegen in diesem Kreis sehr erfolgreich in dem, was sie tun. Das mag an der mitreißenden Leidenschaft liegen, mit der sie sich für ihre Sache engagieren. Oder an ihrem persönlichen Erfolgsrezept, was sie uns jeweils am Ende verraten.

Wer ist Dr. Wolfang Löhnert?

Dr. Wolfgang Löhnert ist seit 1989 als eingetragener Rechtsanwalt in Wien tätig. Er war sieben Jahre Partner in einer Anwaltssozietät und gründete 1998 seine eigene Kanzlei, in der er vorwiegend im Bereich Architekten- und Bauvertragsrecht, Urheberrecht und Tourismusrecht tätig ist. Er ist Vater zweier Söhne.

Seine zusätzlichen Aktivitäten wurden für ihn gleichermaßen Hobbies wie Beruf:

1993 übernahm er das Tourismusprojekt „Sommerakademie Griechenland“ (SOAK) auf der Ionischen Insel Zakynthos und entwickelte dieses zum größten Kreativurlaubsprojekt im deutschsprachigen Raum.

Von 2002 – 2007 war er privater Veranstalter und Intendant der „Sommerfestspiele Perchtoldsdorf“ bei Wien, einer der größten Freiluftspielstätten für Sprechtheater in Österreich.

Letztlich beschäftigt er sich seit rund 20 Jahren teils wissenschaftlich mit Persönlichkeit und Werk des Habsburger Erzherzogs Ludwig Salvator, der als bedeutendster Erforscher des Mittelmeerraumes im 19. und frühem 20. Jahrhundert gilt.

1. Was bedeutet Dir die SOAK?

Die Leitung der Sommerakademie auf Zakynthos ist für mich Beruf und Berufung zugleich. Eine mich seit fast drei Jahrzehnten zutiefst erfüllende Tätigkeit, die mein Bedürfnis, Plätze zu bauen, an denen Menschen ihr Potential entwickeln und sich mit Kunst, Körper und Seele beschäftigen können, stillt.

2. Wann hast Du Dich zum ersten Mal damit beschäftigt  und warum?

Das Projekt landete 1991 als schnöder Akt auf meinem Anwaltsschreibtisch - behaftet mit beachtlichen rechtlichen und wirtschaftlichen Problemen. Als diese in der darauffolgenden Saison einigermaßen behoben waren, entschloss sich der damalige Betreiber zu meiner Überraschung, den Standort aufzugeben. Da ich zwischenzeitig viel Herzblut in die Sache investiert hatte (Honorar gab es da nie), entschloss ich mich spontan, die arg zersauste, jedoch charmante Akademie am Leben zu erhalten.

Ein spannendes Abenteuer mit sehr ungewissem Ausgang begann, zumal ich weder Touristiker noch Leiter einer Kunstschule war. Auch hatte ich als junger, an seiner Karriere bastelnder Anwalt, damals gerade mal drei Wochen Zeit, mich vor Ort um das mehrere Monate lang laufende Geschäft zu kümmern. Der Rest bestand aus fast täglichen Telefonaten mit der in Griechenland tätigen Organisationsleitung. Irgendwie überstanden wir den Sommer und die Planung des nächsten begann.

Dieser Tage haben wir trotz Corona-Virus und Medicane „Janos“ die bereits 28. erfolgreiche SOAK-Saison auf das Strandparkett gelegt.

3. Warum Griechenland?

Das fragte ich mich auch, war doch meine mediterrane Seele bis dahin eher Italien und seinem „dolce vita“ zugewandt. Aufgrund meiner Liebe zur griechischen Antike und des Umstandes, dass die Ionischen Inseln (nicht nur geschichtlich) eine starke italienische Prägung aufweisen, verliebte ich mich aber rasch in die „Blume der Levante“ und fand in diesen odysseeischen Landschaften auch meine zweite Heimat.

4. Wer sind Eure Gäste?

Das SOAK Publikum umspannt drei Generationen – von 3 bis 85. Singles, Paare, Familien, rund 70 Prozent Frauen. Letztere sind eindeutig offener, reflektierter und kreativer (lacht).

Es sind Menschen, die in „den schönsten Tagen des Jahres“ nicht nur klassische Erholung am Strand sondern Aktivitäten suchen, mit denen sie voller Muße ihr individuelles Potential entwickeln können.

Was in der SOAK geschieht, bezeichne ich gerne als „Synapsenparty“, regt doch die Beschäftigung mit bis zu 25 frei kombinierbaren Kursangeboten pro Tag das Gehirn in einzigartiger und abwechslungsreicher Weise an. Entschleunigung und Erholung stellen sich dabei von selbst ein.

5. Wie kamst du zum Theater?

Auch das beruhte auf einer spontanen - aber für mich in der gegebenen Situation stimmigen – Entscheidung. Ich machte 2002 der Marktgemeinde Perchtoldsdorf vor den Toren Wiens einfach das Angebot, den defizitären Spielbetrieb in eine von mir gegründete gemeinnützige GmbH auszugliedern, diesen einige Jahre auf mein eigenes finanzielles Risiko zu führen und zu sanieren.

So war ich – wie bei der SOAK - als „one-man-show“ völlig flexibel und konnte meine Ideen ohne nennenswerte Widerstände umsetzen. Eine für mich einmalige Herausforderung, den seit Jahrzehnten etablierten, aber schon etwas in Schieflage gekommenen Spielort als fachlicher „Dilettant“ mit neuen Qualitäten auszustatten. Schauspieler/innen der größten Wiener Bühnen gaben sich schließlich dort vor der malerischen Kulisse einer mittelalterlichen Herzogsburg das Stelldichein.

6. Spielt es eine Rolle, dass du Jurist bist und warum?

Ich denke, dass mir speziell die im Anwaltsberuf erworbenen Fähigkeiten, beispielsweise Verhandlungsgeschick und analytisch-strategisches Denken, sehr bei der Realisierung meiner Ziele geholfen haben.

Heribert Prantl von der SZ sagte einmal: „Das juristische Denken funktioniert wie ein Schlüssel. Es sperrt die Dinge auf.“ Dem kann ich nur zustimmen.

7. Wer unterstützt Dich dabei bzw. mit wem arbeitest Du dabei am Liebsten zusammen?

In der SOAK arbeite ich von Anbeginn mit einem unveränderten und eingespielten Kernteam - insbesondere meiner wunderbaren Organisationsleitung vor Ort - zusammen. Es gibt da keine Hierarchie im klassischen Sinn, jeder hat seinen Zuständigkeitsbereich, den er auf Augenhöhe selbständig denkend und handelnd ausfüllt. Seit rund zehn Jahren verbringe ich jeden Sommer drei Monate auf der Insel und setze dadurch gewisse zusätzliche Akzente, die dem Projekt (und auch mir) insgesamt gut tun.

8. Dein ganz persönlicher Erfolgstipp:

Erfolg stellt sich dann ein, wenn du etwas tust, was dich beglückt und wofür du brennst.

Die passende Feuerstelle zu finden, die Flamme zu entzünden und die Glut zu schüren, ist die Herausforderung im Leben.

Vielen herzlichen Dank.

Freuen Sie sich auf weitere außergewöhnlichen Persönlichkeiten und lassen Sie sich inspirieren!

Weitere Interviews finden Sie hier.

Mehr von Wolfgang Löhnert finden Sie hier:

www.sommerakademie.at

www.sommerspiele-perchtoldsdorf.at

www.ludwigsalvator.com

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